Die Reise nach Jerusalem, Tel Aviv und zu uns selbst

Kaum hat man den Flughafen bei der ersten Reise in ein neues Land verlassen, trifft man meistens als allererstes auf einen ganz bestimmten Typ Mensch: Ein Taxifahrer, Ende 50, der seit seiner Geburt in dieser Stadt lebt und kein Geheimnis daraus macht, wie unglaublich stolz er auf seine Heimat ist. Von falscher Bescheidenheit keine Spur.

Genau so ging es uns, als wir an einem Freitagnachmittag im Februar gerade in Tel Aviv gelandet und auf dem Weg zu unserem Hostel in der Levontin Street waren. Der Mann am Steuer schwärmte mit einem verschmitzten Grinsen von „seiner Stadt“, zog den Vergleich mit Miami, bei dem Tel Aviv seiner Meinung nach natürlich das Rennen machte und sollte Recht behalten – die israelische Hafenstadt hatte nach wenigen Tagen auch unser Herz erobert.

Die unaufdringliche und liebenswürdige Art, wie der Taxifahrer über seine Heimatstadt gesprochen hatte, klang so gar nicht nach überschwänglichem Patriotismus und sollte uns in ähnlicher Form kurze Zeit später wieder begegnen: Ein einheimisches Paar, das in einem anderen Teil des Landes lebte, über’s Wochenende nach Tel Aviv gekommen war und uns im Hostel gegenübersaß, strahlte eine ähnliche Zufriedenheit und Dankbarkeit für seine Heimat aus. Lange hätten die beiden in anderen Ländern und an anderen Orten nach „mehr“ gesucht, nur um dann zu merken, dass es sie immer wieder zurück zu ihrem Ursprung zieht.

Diese Erkenntnis fand ich umso beeindruckender, wenn man bedenkt, dass Israel in den Medien oftmals als instabil, chaotisch und zerrissen dargestellt wird und einige Leute etwas beunruhigt reagiert haben, als sie von meinem Reiseplänen dorthin hörten. Im Gespräch mit den beiden hatten wir das Gefühl, dass die Menschen vor Ort gelernt haben (oder lernen mussten), mit der Ungewissheit im Außen zu leben und sich trotzdem oder gerade deshalb innerlich eine gewisse Ruhe und Stabilität zu erschaffen, die einem niemand mehr nehmen kann (wahrscheinlich wichtiger denn je in Zeiten wie wir sie gerade erleben).

Den widrigen äußeren Umständen zu trotzen, das scheint auch der israelischen Wirtschaft und Wissenschaft gelungen zu sein: Mit einer wachsenden High-Tech-Industrie und der höchsten Dichte an Start-ups weltweit stellt Israel das Silicon Valley mittlerweile genauso in den Schatten wie seine vielen Wolkenkratzer die historische Altstadt Jaffa. Das Nebeneinander dieser Gegensätze spiegelt sich auch in der Verteilung der Bevölkerung wider – der Großteil jüdischer Israelis wohnt in Tel Aviv, während Jaffa eher arabisch geprägt ist – und hat uns während der Reise wieder einmal den Stellenwert von Toleranz und gegenseitigem Respekt vor Augen geführt.

Und da das in der Theorie für das relativ junge Land, das erst 1948 in dieser Form gegründet wurde, natürlich leichter gesagt als getan ist, bleibt zu hoffen, dass sich in Zukunft noch viele der Wünsche, die Bewohner und Touristen jeden Tag an der Klagemauer in Jerusalem auf Zetteln notieren, erfüllen werden. Wir konnten jedenfalls ganz viel aus dem Land, das gerade mal so groß wie Hessen ist, für uns mitnehmen und sind gespannt auf seine Zukunft.

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